STALAG VI A
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STALAG VI a
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8. März 2000

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    Dr.H. Fritsch


3. Das Stalag VI A wird eingerichtet

Nach Beginn des Polenfeldzuges erwiesen sich die Schätzungen der Wehrmachtsführung zur voraussichtlichen Anzahl der Kriegsgefangenen bereits im September 1939 als viel zu niedrig, so daß die vorhandenen bzw. geplanten Lager nicht mehr ausreichten. In aller Eile mußten neue Unterbringungsmöglichkeiten in bisher nicht dafür vorgesehenen Orten und Wehrkreisen gefunden werden. Dabei boten sich bereits unter Militärhoheit stehende Gebäudekomplexe und Liegenschaften wie Kasernen und Übungsplätze an. So mußte die in Hemer im Bau befindliche Panzerkaserne zwangsläufig ins Visier der Planer beim Wehrkreiskommando geraten, zumal das Objekt für Wehrmachtseinheiten ohnehin noch nicht nutzbar war. Zwar lag der Gebäudekomplex nicht so entlegen, wie es die Wehrmachtsführung für Kriegsgefangenenlager als erstrebenswert betrachtete, aber man mußte sich auf Kompromisse einlassen. Die Gefangenen wurden sogar auf ungeeignete Orte verteilt, auch wenn die dort verfügbaren Lager noch nicht fertig waren und die Gefangenen bis in den Winter hinein in Notunterkünften zusammengepfercht leben mußten.

Zeltlager
Zeltlager Nord 1939/41 (Privatarchiv Gisela Gret, Bremen)

Im September 1939 fiel dann auch nach Übereinkunft zwischen dem Landesarbeitsamt Dortmund und dem Wehrkreiskommando in Münster die Entscheidung, in Hemer das erste Kriegsgefangenenlager des Wehrkreises unter der Bezeichnung "Stalag VI A" einzurichten.
Die als Stammlager vorgesehene Kaserne am Jüberg war erst im Rohbau fertig und noch nicht bezugsfähig, als im September/Oktober die ersten polnischen Gefangenen eintrafen. So war man zu einer Übergangslösung gezwungen: Große Zelte vom Nürnberger Parteitag der NSDAP wurden herangeschafft und auf einem Sportplatz an der Ostenschlahstraße nahe den Kasernengebäuden aufgestellt. Das gesamt Gelände sicherte man mit einem Stacheldrahtzaun. Die Fertigstellung der Kasernengebäude vollzog sich im Eiltempo. Gleichzeitig wurden noch weitere Holzbaracken aufgestellt, um die geplante Belegung mit 10.000 Gefangenen erreichen zu können. Stacheldrahtzäune wurden errichtet und sechs Wachtürme aus Holz gebaut. Die Wachsoldaten auf den Türmen waren mit Maschinengewehr, Telefon und zwei Scheinwerfern ausgerüstet, um die Bewachung zusätzlich zu den Streifenposten am Zaun entlang perfekt zu machen.
Der Lagerzaun, der das gesamte Lager umgab, bestand aus 3-3,50 m hohen Holzpfählen, die mit Stacheldraht umwickelt und in Doppelreihen im Abstand von 2 m aufgestellt waren. Zwischen den Doppelreihen war zusätzlich Stacheldraht gelegt. Zur Innenseite des Lagers stand ein 1,50 m hoher Stacheldrahtzaun.
Kurz nach Wintereinbruch im Oktober/November 1939 zogen die Gefangenen aus dem notdürftig hergerichteten Zeltlager in die Kasernengebäude um, obwohl diese innen immer noch im Rohbau waren. Die Menschen mußten zunächst auf dem nackten Betonboden schlafen, bis die Räume schließlich mit roh gezimmerten zwei- bis dreistöckigen Holzpritschen ausgestattet werden konnten. Diese notdürftige Einrichtung erfuhr angesichts der ständigen Überbelegung und des steigenden Materialmangels im weiteren Kriegsverlauf keine Verbesserung.
Die zur Bewachung des Lagers abkommandierten Landesschützen, die ursprünglich an der Parkstraße stationiert waren, verlegte man in das 1937 für die Bauarbeiter des Kasernenneubaues errichtete Barackenlager an der Ostenschlahstraße.
Ständig neue Massentransporte von Gefangenen nach Hemer führten schon bald zur Überbelegung. Unzureichende sanitäre Anlagen und die sprunghafte Ausbreitung von Ungeziefer ließen ansteckende Krankheiten wie z.B. die Ruhr ausbrechen. Von jedem Gefangenen wurden Karteikarten mit allen wichtigen Angaben zur Person angelegt, und jeder erhielt eine Erkennungsmarke mit Lagerbezeichnung und Nummer, die er immer am Körper tragen mußte.
Die polnischen Gefangenen wurden zunächst ebenso wie später Gefangene aus Westeuropa nur in der Land- und Forstwirtschaft eingesetzt, später aufgrund des Arbeitskräftemangels in allen Wirtschaftszweigen.