STALAG VI A
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8. März 2000

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    Dr.H. Fritsch


15. Das Mahnmal an der Kaserne - ein Zeichen der Völkerverständigung und der Versöhnung

Das Mahnmal „Den Opfern des Stalags VI A zum Gedenken“ vor dem Haupttor der Blücherkaseme stellt symbolisch die Gefangenschaft dar: Der Vorplatz der Gedenkstätte ist mit Steinen aus Granit gepflastert, die aus der Ostenschlahstraße herausgenommen wurden. Über diese Steine sind Hunderttausende gequälter Menschen gezogen, Tausende wurden hierüber zu den Friedhöfen gefahren.

„Das Geheimnis der Versöhnung heißt Erinnerung“, sagte der damalige Bundespräsident Deutschlands, Richard von Weizsäcker. Diese Worte drücken die Absicht der Gedenkstätte treffend aus. Das Versprechen des Generals von Heimendahl, daß nach Abschluß der Bauarbeiten für die Kaserne auch ein Mahnmal errichtet werden soll, das der Stalag-Zeit gedenkt, griff Emil Nensel auf und versuchte, sein lang gehegtes Anliegen in die Tat umzusetzen. Der Kommandeur der Kaserne, Oberstleutnant Ernst Elbers, Major Hilbich und Feldwebel Roszak griffen das Projekt auf und schlugen den jetzigen Platz vor; Elbers sorgte dafür, daß der Plan in die Tat umgesetzt wurde. Ein Aufruf von Emil Nensel an die Bürger der Stadt Hemer und eine Spendenaktion von Feldwebel Roszak bei den Soldaten sowie eine Verkaufsaktion des Stadtarchivars Eberhard Thomas erbrachten einen Betrag von 14.410 DM. Die übrigen Kosten für die Gedenkstätte wurden von der Stadt Hemer übernommen.
Am 12. Oktober 1992 wurde der erste Spatenstich getan. Knapp sechs Wochen später, am Totensonntag, 22. November 1992, konnte unter großer Anteilnahme der Bevölkerung Hemers, der Bundeswehr und zahlreicher Gäste das Mahnmal eingeweiht werden. Redner zur Einweihung waren Bürgermeister Klaus Burda, Oberstleutnant Ernst Elbers und Dr. Nikolai Gubarew, der schon vorher regen Anteil an den Arbeiten genommen hatte. Eine russisch-orthodoxe Liturgie wurde von Erzpriester Sergej Kiselew aus Schelkowo, der russischen Partnerstadt Hemers, zelebriert.
In ihrem Dankesbrief an die Spender für den Bau der Gedenkstätte, haben die Initiatoren des Spendenaufrufs, Roszak, Nensel und Thomas, die Aufgabe der Gedenkstätte zusammengefaßt. „Bürger und Soldaten unserer Stadt haben die Initiative ergriffen, am historischen Ort des Kriegsgefangenenlagers Stalag VI A zur Erinnerung an das Leiden und Sterben der Menschen hinter dem Stacheldraht eine Gedenkstätte zu schaffen.
Diese Stätte entsteht aus Dankbarkeit heraus, daß wir heute in Frieden leben dürfen, und aus unserer Verpflichtung, uns hier in Hemer mit einem besonders leidvollen Kapitel der Geschichte auseinanderzusetzen. Nicht nur den Toten, sondern auch den Überlebenden des Lagers, die gesundheitlich und seelisch angeschlagen das Lager wieder verlassen haben, soll das Gedenken gelten.
Die Gedenkstätte am Haupttor der Blücherkaserne, aus rauhem Bruchstein gemauert, versinnbildlicht die Mauer als unüberwindliches Hindernis für die Menschen in Gefangenschaft, aus der Stätte der Unfreiheit, der Quälerei und des Todes herauszukommen. Das vergitterte Tor symbolisiert das Tor zum Leben, das für die Menschen im Lager verschlossen war.
Vielen Gefangenen zahlreicher Nationen - in der Mehrzahl Russen - war es versagt, dieses Tor zu Leben und Freiheit zu durchschreiten, denn Menschenverachtung, Entbehrungen, Hunger und Krankheiten brachten vieltausendfachen Tod. Sie ruhen in der Erde dieser Stadt und sind uns anvertraut. Sie haben ein Recht auf unser Gedenken und mahnen uns, nie wieder solche Stätten der Menschenverachtung und des Todes zuzulassen.
Unsere Achtung gilt den Menschen, die in schwerer Zeit einander Gutes getan haben. Gerade in den letzten Wochen haben wir nach den Spendenaufrufen und während der Bauzeit der Gedenkstätte von Bürgern dieser Stadt erfahren, was so mancher Bürger auch bei Gefahr für die eigene Person Gutes an den Gefangenen getan hat, um das Elend zu lindern. Edmund Weller, ein ehemaliger Hauptmann in der Lagerleitung, und auf der anderen Seite Dr. Nikolai Gubarew als Gefangener, zählen zu jenen, die ihren Mitmenschen auf beiden Seiten Hilfe und Mitgefühl angedeihen ließen.
Das neue Mahnmal will als Versöhnungsstätte und nicht als Stein gewordene Anklage verstanden sein. Das Geheimnis der Versöhnung heißt Erinnerung.“
Fast in Vergessenheit geraten ist ein anderes Mahnmal für die Opfer des Krieges und des Gefangenenlagers: Das Versöhnungskreuz auf dem Jüberg. Im Herbst 1947 wurde auf dem Jüberg oberhalb des Kasernengeländes auf Anregung des CVJM ein 8 m hohes, von der Lehrwerkstatt Hemer hergestelltes Kreuz aus Stahl aufgestellt. Etwa 2500 Menschen nahmen an der feierlichen Übergabe an die Öffentlichkeit teil. Jahrzehntelang war das Kreuz von Hemer aus zu sehen, es wird allerdings heute von Bäumen überragt und ist vom Wald überwuchert. Der Weg dorthin ist nur noch Ortskundigen bekannt.